Sozialistisch Sammeln
Die Galerie Neue Meister Dresden zur Zeit der DDR.
In der DDR kam der Kunst vom Staat eine besondere Aufmerksamkeit zu. Verstanden als ein wesentliches Mittel zur Beeinflussung der Massen, wurde über ideologische Vorgaben und Restriktionen versucht, die Künstler und ihre Werke in die politisch gewünschte Richtung zu lenken. Inwieweit sich die Kulturpolitik der DDR auch auf die Arbeit eines Museums auswirkte, wurde bislang noch nicht untersucht. Deshalb setzte sich die Galerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden innerhalb eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Verbundprojektes 2009–2012 mit der eigenen Sammlungsgeschichte zwischen 1945 und 1990 auseinander (Bildatlas: Kunst in der DDR). Unter der Leitung von Birgit Dalbajewa und Gilbert Lupfer wurde im Anschluss an das Forschungsprojekt eine umfangreiche Publikation erarbeitet, die die Forschungsergebnisse der Galerie Neue Meister der Öffentlichkeit zugänglich macht. Darin wird erstmals exemplarisch für ein ostdeutsches Museum rekonstruiert, auf welchen Wegen Gemälde zur Zeit der SBZ/DDR in eine öffentliche Sammlung gelangten. Das Buch legt dar, nach welchen Gesichtspunkten die General- und Galeriedirektoren den Bestand erweiterten, welchen Handlungsspielraum sie dabei hatten und wie stark von politischer Seite eingegriffen wurde.
Kathleen Schröter untersuchte gemeinsam mit Simone Fleischer die Provenienz der über 600 Werke, die zwischen 1945 und 1990 entstanden sind und sich heute im Bestand der Galerie Neue Meister befinden. Sie werteten umfangreiche Archivbestände aus, befragten Zeitzeugen und untersuchten die Gemälde selbst auf ihren politisch-ideologischen Gehalt hin. Ihre Analysen finden sich in zwei umfangreichen Aufsätzen der Publikation. Während Simone Fleischer die Erwerbungstätigkeit statistisch untersucht und im Kontext der Gesamterwerbungen der Galerie inhaltliche und lokale Schwerpunkte ausmacht, bestimmt Kathleen Schröter das Maß an politischer Einflussnahme bei Erwerbungen, die im Zusammenwirken mit kulturpolitischen Institutionen wie zum Beispiel dem Kulturfonds der DDR getätigt wurden. An den Beginn stellten sie eine detaillierte, reich bebilderte Chronologie, die durch die Geschichte der Galerie Neue Meister führt und diese in den Kontext der kulturpolitischen Entwicklung setzt. Darüber hinaus nimmt ein Beitrag von Thomas Rudert mit den Berufsbiographien der General- und Galeriedirektoren die maßgeblichen Entscheidungsträger in den Blick. Abschließend legt Michael Geißdorf die rechtliche Sachlage von Restitutionsansprüchen auf durch Unrecht erworbene Gemälden dar.
Sozialistisch sammeln. Die Galerie Neue Meister zur Zeit der DDR
Herausgegeben von Birgit Dalbajewa, Simone Fleischer, Gilbert Lupfer und Kathleen Schröter für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Mit Texten von Simone Fleischer, Kathleen Schröter, Thomas Rudert und Michael Geißdorf
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2014
192 Seiten, 143 meist farbige Abbildungen
erschienen im Oktober 2014
Format: 25,5 x 21,5 cm, Festeinband
ISBN: 978-3-86335-500-5
29,80 Euro
Auftraggeber: | Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden |
Leistungen: | Recherche und Publikation |
Bearbeitung: | Kathleen Schröter (Sichtwechsel) und Simone Fleischer |
Zeitraum: | 2012–2014 |